Foto-Paranoia greift um sich

Einfühlungsvermögen und gute Vorbereitung ersparen Ärger

Es erscheint paradox: Während die einen intimste Fotos in sozialen Netzen veröffentlichen, betrachten es die anderen geradezu als körperlichen Angriff, wenn eine Kamera auf sie gerichtet wird. Die Arbeit professioneller Fotografen ist in den letzten Jahren durch die breite Diskussion um Bilder im Netz und anderswo nicht gerade einfacher geworden.

Unsere Erfahrungen zeigen, dass es keine unproblematischen Motive mehr gibt. Auch, wenn das Recht eindeutig auf Seiten des Fotografen ist, kann es Ärger geben. So verlangte jüngst eine Ladenbesitzerin das Löschen von Außenaufnahmen ihres Geschäftes. Die Bilder waren zwar von einem ihrer Lieferanten in Auftrag gegeben worden, sie war aber nicht informiert worden.

Hier wirken sicher die Diskussionen um Google Street View, NSA und Datenschutz nach. Dabei wird dann völlig vergessen, dass das Recht am eigenen Bild zwar für Personen, nicht aber für Gebäude gilt. Das europäische Parlament hat gerade noch die sogenannte Panoramafreiheit bekräftigt. Gebäude dürfen grundsätzlich von außen fotografiert werden und diese Aufnahmen dürfen dann auch veröffentlicht werden.

Eine klare Rechtslage hilft aber erfahrungsgemäß wenig, wenn aufgeregte Menschen glauben, im Recht zu sein. Deshalb empfiehlt es sich, im Vorfeld lieber zu viel als zu wenig zu tun. Alle Beteiligten müssen über Sinn und Zweck der Aufnahmen informiert werden. Ist das einmal nicht möglich, hilft es, dem Fotografen ein Empfehlungsschreiben mitzugeben.

Als erfahrene Bildjournalisten wissen unsere Fotografen, auch mit ungewöhnlichen Situationen umzugehen. Gegen Foto-Paranoia sind aber auch sie ohne Unterstützung durch den Auftraggeber machtlos.