Bildhonorare in den Zeiten von fotolia & Co.
30.03.12 14:04
Abschied aus dem Wolkenkuckucksheim ist überfällig
Die Zukunft gehört pauschalen Abrechnungsmodellen
Die Zahl der Google-Anfragen spricht eine deutliche Sprache: Wer heute nach Bildern für Publikationen sucht, denkt in erster Linie an sogenannte Microstock-Dienste wie Fotolia, Shutterstock und Co. Fotolia hat den Branchenprimus Getty bei der Zahl der Suchanfragen eingeholt. Bei den Bildnachweisen im Internet liegt Fotolia inzwischen sogar eindeutig an der Spitze.
Gleichzeitig klammern sich viele Branchenvertreter noch an die herkömmlichen Vergütungsmodelle für Fotografen. So nennt zum Beispiel die Bildhonorarübersicht 2012 der Mittelstandsgemeinschaft Foto-Marketing (MfM) alleine für die Nutzungsrechte eines Fotos in einer Pressemappe für drei Monate einen Betrag von 550 Euro. Bei der heute selbstverständlichen Möglichkeit, diese auch digital herunterzuladen, soll gar ein Honorar von 750 Euro gezahlt werden.
Kein Wunder, dass die Praxis schon längst über solche Vorstellungen hinweggerollt ist. Kunden verlangen schon seit Jahren von ihren Agenturen, Fotoproduktionen mit zeitlich und räumlich unbegrenzten Nutzungsrechten einzukaufen. Industrieunternehmen haben schlicht kein Verständnis dafür, dass ein Werk, das in ihrem Auftrag entstanden ist, nicht unbegrenzt nutzbar sein soll.
„Die Zukunft gehört pauschalen Abrechnungsmodellen”, stellt denn auch Lutz Cleffmann fest, der den vor-ort-foto.de ins Leben gerufen hat. Zu günstigen Pauschalpreisen wickelt der Dienstleister bundesweit Fotoaufträge über ein Netz von rund 130 Fotografen ab. Mit diesen Fotografen sind Verträge geschlossen worden, die dem Auftraggeber die uneingeschränkte Nutzung des Bildmaterials für seine PR- und Werbezwecke garantieren.
Die Erfahrungen von vor-ort-foto.de zeigen, dass es so gelingen kann, Unternehmen von den Vorteilen professioneller Fotografie zu überzeugen, die sonst eher Amateuraufnahmen den Vorzug geben. Cleffmann ist überzeugt, dass sich pauschale Vergütungsmodelle auf breiter Front durchsetzen werden: „Das bisherige System ist in Zeiten der digitalen Verbreitung nicht mehr zeitgemäß. Der Abschied aus dem Wolkenkuckucksheim ist überfällig.”